
Beate M. J. Kau
1975
1983
Allgemeine Hochschulreife, neuspr./grossem Latinum
Staatsexamen in Geisteswissenschaften nach Studium und Forschungsauftrag an den Universitäten Köln und Sevilla
geboren in Köln (Rheinland)
ab 1983
Diverse Kooperationen in den Bereichen Dolmetschen, Übersetzen, Texten, Redigieren von Manuskripten, PR, Touristik sowie Congress-/Event-Management
ab 1991
Autodidaktischer Weg zur Freien Malerei
1993-2001
ab 1994
seit 2007
Studien an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst, Trier; überwiegend Freie Malerei bei Christine Henn
Diverse private Einzelausstellungen bis zu 120 Exponaten
lebt und arbeitet in Bonn
Auf ein Wort zu meinem Mal-Prozess
Was passiert im Prozess des Werdens eines Bildes in der Freien Malerei? Wo haben sie ihren Ursprung, die verteilten, gesetzten, entkommenen, farbigen Flächen und Linien im Format? Wieso tragen sie beinah dingfeste Namen und bleiben doch weitestgehend ungegenständlich, ja vielleicht abstrakt?
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Ich möchte gern versuchen, meinen Mal-Prozess offenzulegen. Zum Erfassen der Bilder ist diese Kenntnis zwar nicht erforderlich, denn es bleibt immer nur das Du und Du vom betrachtenden Auge mit seinem jew. individuellen Kosmos zum angeschauten Bild und das, was dabei empfunden, gesehen, gefühlt wird. DAS ist dann das Bild. Es darf gemocht werden und es darf nicht gemocht werden.
Meist beginnt meine Arbeit mit dem rein sinnlichen Verhältnis zu einer Farbe, gemischt oder nicht. Eine Farbe ruft, begeistert, will – zunächst komplett konzeptfrei – auf den Bildträger – Leinwand, Karton, Papier, Holz oder Metall, - bringt die Hand mit dem Pinsel, Spachtel oder Schwamm in Bewegung, anfänglich wirklich beinah unbekümmert, lustvoll, ein bisschen, quasi wie ein unwiderstehlicher Trigger.
Die erste Farbe ruft nach Gesellschaft einer anderen Farbe ... so kommt mehr und mehr Farbe auf den Bildträger und ganz automatisch Strukturen, Flächen, Linien, vielleicht auch Ausgespartes. Helligkeiten, Dunkelheiten, Gewichtungen, Gewichtigkeiten ... und dann beginnt die Modulation in eine bestimmte Tonart hinein, die gefühlt werden will ... und ich selbst, Mensch voller innerer Bilder, aktueller oder vergangener Lebensthemen, voller Gestimmtheit zu dieser speziellen Stunde beginne mehr und mehr aus dem losen Verbund der Elemente einen „schlüssigen“ Zusammenhang herauszuwirken: schlüssig für Gefühl, Verstand und Aesthetik der Künstlerseele, bei allem aber offen genug bleibend.
Hier wird gerungen um die Angebote, die das werdende „Bild“ schon zu machen weiß, die nicht verloren werden wollen, die nicht verpasst werden wollen vor lauter IMMER aktivem eigenem, viel zu mächtigen Ego des Zustandebringenwollens, des Fertigstellens, des sich Beweisens, daß man es noch kann, - das Malen, - gleichzeitig natürlich die Inbrunst des Über-Sich-Hinaus-Wachsen-Wollens ... um sich – vielleicht und oft erst über so manchen gravierenden Verlust bzw. die verpasste Gelegenheit – wieder zu bescheiden, demütig zu werden gegenüber der Magie und dem Geist der schier endlosen Möglichkeiten, die genau diese Leinwand von heute an Gestaltung zulässt, demütig gegenüber dem Hauch des ganzen Zusammenklangs, der sich einmalig ergibt (und mit der nächsten malerischen Intervention schon dahin sein kann!– nicht nur intendiert aus eigener Hand, oft weit dem eigenen Horizont voraus. Demütig zu werden gegenüber dem im ganz strengen Sinne Nicht-Machbaren, sondern reich Empfangenden, gegenüber dem „Geschenkten“, dem „ geheimnisvollenFunken“, der ein Bild leuchten und atmen lässt in seiner Wesenstiefe. Es ist ein jegliche Distanzen überwindender Kampf bei höchster Hingabe: – DAS ist die Kunst der Freien Malerei neben dem rein Künstlerischen.
... und es endet dann irgendwann im „vollendeten Bild“, wenn man es dazu erklärt – schwer genug, immer ein Wagnis, immer ein Sich-Bescheiden, ganz sicher immer der Endpunkt dieses malenden Versuchs, Gehalte zu bannen und sichtbar zu machen, - emotionale, seelische, geistige, tief sättigende, aber schwer klassifizierbare.
Dann setzt man seine Arbeit Betrachtern aus und sie geht auf Reisen hindurch durch viele Augen und Gemüter, Seelen oder auch rätselnden Verstand. Inzwischen trägt sie vielleicht einen Namen, wie bloße ID-Nummern zumeist, bisweilen den Nucleus einer Bezüglichkeit nennend, der dem Betrachter beim Einstieg helfen kann, sich den Kräften des einsamen Du und Du auszusetzen. Bildtitel sollen nicht festlegen, sondern nur eine Hand reichen zum Betrachter, natürlich auch Nennbarkeit und Katalogisierung ermöglichen.
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Oft spüre ich allzu sehr die unsägliche Anstrengung dieses Prozesses, und doch könnte ich ihr nicht ausweichen, weil die tiefe Begeisterung für diese Art des Formulierens und Hineingebens und Seins immer wieder ruft und verlangt und weiterträgt durch all die Welten, durch die die Entstehung eines Bildes mich hindurchbalanciert.
Das mit dem Demütigen – man muß es lernen - immer wieder aufs Neue.
Vergessen wir nicht, daß wir beim Hören einer Musik genauso mitgenommen werden auf eine innere Reise durch Welten, die wir mögen, die wir lesen können oder die wir eben nicht mögen und nicht in angenehmer Form auf unser ureigenstes Niveau an Wohlsein, Konkordanz und Beglückung bringen können. Aber die Musik – sie ist noch viel geheimnisvoller als die Malerei. Sie ist noch direkter zur Seele, noch unmittelbarer im Transfer der Welten, aus denen sie sich speist und von denen sie zu künden bzw. mit denen sie zu umgeben und einzuhüllen versucht. Wenn wir lernen, das Rätselhafte zu lieben und im Erklärbaren die Minderheit des Gewichts und der Erbaulichkeiten der Welt zu sehen, dann schreiten wir mit großen Schritten voran .. und auf uns zu und von da aus dahin, wovon wir Teil sind.
Nachstehende Aphorismen entsprechen mir sehr
in meiner Haltung zur Malerei und zu Kunst überhaupt:
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Das Schönste, was wir erleben können,
ist das Geheimnisvolle.
Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von
wahrer Kunst und Wissenschaft steht.
Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern kann,
der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen.
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Albert Einstein
(1879 – 1955)
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Farbe ist der direkte Weg zum Herzen.
Prof. Jerry Zeniuk
geb. 1945
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„... Kunst kommt nicht von Können,
sondern von Künden.“
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„... Kunst ist eine Bewegung des Geistes,
und die Malerei hat Mittel,
diese Bewegung zu fassen.“
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„... Worin dieses Wesen der Kunst
seinen Grund hat,
wird uns immer ein Geheimnis bleiben.“
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„... Die Farbe
ist eine in sich vollendete Sprache.
Sie ist durch keine andere zu ersetzen.“
Georg Meistermann
(1911 – 1990)
Kunst ist das Fenster,
durch das der Mensch seine höhere Fähigkeit erkennt.
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Giovanni Segantini
(1858 – 1899)
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Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder,
Kunst macht sichtbar.
Paul Klee
(1879 – 1940)